SY Whisper – Leben in zwei Welten: Mit dem Segelschiff seit 6,5 Jahren unterwegs

Lilian und Hanspeter haben sich einen langjährigen Traum erfüllt und sind seit 6.5 Jahren mit dem Segelschiff auf Reisen. Was das schönste am Reisen mit dem Segelschiff ist, warum es ihnen dort am besten gefällt wo die Menschen ganz einfach leben und wie es ist, den Atlantik mit dem Segelschiff zu überqueren, erfahrt ihr in diesem Blogpost.

Dieses Portrait bedeutet für uns besonders viel, denn Lilian und Hanspeter sind Adis Eltern. Wir haben sie diesen März als Auftakt unserer grossen Reise in Curaçao besucht und wunderschöne zwei Wochen zusammen auf der SY Whisper verbracht.

SY Whisper Segler Lilian Hanspeter

Was hat euch dazu bewogen, mit dem Segelschiff um die Welt zu reisen?

Wir hatten früh Kinder und schon immer war es beschlossene Sache, dass wenn die Kinder selbstständig sind, wir auf Reisen gehen möchten. Mit der Zeit hat sich dann herausgestellt, dass wir mit dem Segelschiff reisen wollen. Nun sind wir stolz, dass wir den Absprung geschafft haben, uns diesen Traum zu erfüllen. Wir sind jetzt seit 6.5 Jahren unterwegs und sind immer wieder mit Unterbrüchen von 3-5 Monaten in der Schweiz.

Mit dem Segelschiff auf Reisen zu gehen war für uns eine neue Herausforderung im Leben. Wir haben uns fürs Segelschiff entschieden, da das eigene Zuhause immer dabei ist. Und im Gegensatz zu einem Camper ist man nicht dem Stress der Strassen ausgesetzt. Man bewegt sich mit dem Wind weiter, es ist ökologischer.

Ein Segelspruch sagt: Segeln ist die langsamste, unbequemste und teuerste Art zu reisen. Dies hat uns nicht abgehalten, denn im Gegenzug dazu ist es eine wunderschöne und interessante Art die Welt zu erleben.

DCIM124GOPRO Wo hat es euch bis jetzt am besten gefallen?

Das schönste ist, dass wir in allen Ländern, welche wir bis jetzt besucht haben, sehr viele liebe und hilfsbereite Menschen kennengelernt und so viele positive Erfahrungen machen durften. Es sind für uns wunderbare Augenblicke, wenn wir Anteil am Leben der Menschen in anderen Kulturen nehmen dürfen und immer wieder herzlich empfangen werden und willkommen sind.

In der Casamance, im Flussdelta des Senegals, hat es uns besonders gut gefallen. Die einfachen Dörfer ohne Strom und Wasserversorgung können nur per Boot erreicht werden. Wir waren hier für 6 Monate. Je länger wir geblieben sind, desto mehr haben wir über die uralten Traditionen und den Glauben der Menschen dort erfahren und wurden sogar an ihre Rituale eingeladen.

Wunderschöne Erlebnisse hatten wir z.B. auch in Brasilien, wo wir gemeinsam mit den einheimischen Frauen im Bach unsere Wäsche gewaschen haben. Dies war für uns ein wunderschönes Zeichen, dass wir in die Gesellschaft aufgenommen wurden.

Für uns waren die allerschönsten Begegnungen immer dort, wo die Menschen in ganz einfachen Verhältnissen leben und wir an ihrem Leben teilhaben dürfen.

Im Gegenzug haben wir uns auch immer gefreut, unsere neuen Freunde bei uns auf dem Schiff zu begrüssen, was für sie auch immer sehr spannend war. Wir haben sozusagen unsere beiden Welten miteinander ausgetauscht.

Generell schön am Segeln ist auch, dass sich die Fahrtensegler gegenseitig immer unterstützen, sich Infos weitergeben und einander helfen.

SY Whisper Curacao Mittagessen

Was sind für euch die 5 besten Dinge einer Segelreise?

  • Die Natur zu entdecken. Sowohl im Wasser beim Schnorcheln und Tauchen, als auch bei Landausflügen.
  • Die Menschen und ihre Kultur kennen zu lernen.
  • Das Beobachten der Tierwelt.
  • Schön ist natürlich auch, dass das eigene Zuhause immer mit dabei ist.
  • Zeit zu haben ist für uns der grösste Luxus auf dem Segelschiff. Dazu kommt die Freiheit, eigene Entscheidungen wann und wohin wir wollen selbst zu fällen.

Ihr habt den Atlantik überquert. Wie war das für euch?

Wir sind von Senegal in 18 Tagen nach Salvador in Brasilien gesegelt. Dabei haben wir den Äquator überquert. Hier gibt es immer Zonen, wo es keinen Wind hat, die sogenannten Kalmen. Wir hatten jedoch das Glück, dass wir immer genügend Wind zum Segeln hatten. Wir waren zudem sehr froh, dass wir zu dritt waren. Hanspeters Bruder hat uns begleitet. So waren die Nachtwachen etwas kürzer, denn das Schiff darf nie unbeobachtet sein.

Bei der Atlantiküberquerung kommt man sich wahnsinnig klein vor! Etwa wie ein Pingpongball auf dem weiten Ozean. Alles ist blau. Das Meer – der Himmel – Blau in Blau und die Weiten sind einfach riesig. Die Sonnenauf- und -untergänge sind unvorstellbar eindrücklich.

SY Whisper Segler Portrait-1

Wie bereitet ihr euch auf lange Fahrten vor?

Es ist eigentlich ähnlich wie bei einer Bergtour. Wie ist das Wetter, wie lange ist man unterwegs, check der Ausrüstung etc. Man informiert sich über den Zielort, studiert das Wetter und schaut was man alles an Essen für die Überfahrt braucht. Wenn die Wellen nicht allzu gross sind, kann man unterwegs auch kochen. Meistens kochen wir aber vor. Dann überprüften wir, ob wir genug Diesel und Wasser an Bord haben und dass alles im Schiff gut verstaut ist und bei grösserem Wellengang und Krängung nichts herum fliegt. Auch müssen die Segel vorbereitet sein und der Motor wird überprüft. Ein Rundumcheck ist Pflicht vor jeder grösseren Fahrt! Je mehr Tage man auf See ist, desto umfangreicher werden auch die Vorbereitungen.

Das Schwierigste ist schlussendlich das Losfahren. Mal losgefahren gibt es keine Rückkehr. Man muss das nehmen was kommt. Viele ungewisse Faktoren gehen einem durch den Kopf.

SY Whisper Curacao Boardküche Wie würdet ihr eure Lebensart beschreiben?

Die Lebensart welche wir gewählt haben ist sehr positiv, denn wir leben in zwei verschiedenen Welten. Dies ist damit verbunden, dass wir viel Neues entdecken dürfen. Doch immer von Neuem müssen wir Abschied nehmen. Von allen lieben Menschen, sei es unterwegs oder auch zu Hause von Familie und Freunden.

Die Reise ist für uns eine intensive, persönliche Lebensschule! Man muss immer weiterer lernen und Erfahrungen sammeln. Man muss flexibel, offen und tolerant bleiben.

SY Whisper HansPeter, Lilian

Was ist die schlimmste Erfahrung die ihr gemacht habt?

In Senegal hatten wir ganz schlimme Erfahrungen mit den korrupten Behörden gemacht. Dazu haben wir einen Blogpost auf unserer Webseite geschrieben über die Sonnen- und Schattenseiten im Senegal. (HIER gehts zum Artikel)

Und zu guter letzt, die SY Whisper kurz und knackig in Zahlen:

Amel Sharki, Baujahr 1981, Länge 12m, Breite 3.6m, eine Ketch (= zwei Masten), 1.90 Tiefgang

Purunchi Restaurant Tipp Curacao Willemstad

Das Bild oben entstand übrigens bei unserem Besuch bei Lilian und Hanspeter in Curacao als wir im Restaurant Purunchi (vielleicht habt ihr mein Blogpost dazu gesehen?) geschlemmt haben.

An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Lilian und Hanspeter für das Interview und dass wir eure spannende Geschichte hier auf dem Blog teilen dürfen!

Auf der SY Whisper haben wir übrigens Lilians Joghurt aus der Boardküche zusammen hergestellt, von welchem ihr das Rezept hier auf dem Blog findet. Schaut doch mal vorbei, wenn ihr ohne Joghurtmaschine selbst Joghurt machen möchtet oder einfach sehen wollt, wie das auf einem Segelschiff geht!

Und besucht Lilian und Hanspeter auf ihrer Webseite sywhisper.com und erfahrt noch mehr über ihre spannenden Abenteuer! Neue Berichte gibt es wieder ab Oktober 2015, im Archiv zu stöbern lohnt sich aber sehr.

Wir durften in Curaçao noch zwei weitere Portraits von spannenden Schweizern machen, welche schon seit vielen Jahren mit dem Segelschiff die Welt entdecken:
Das Portrait des Walliser Künstlers und Einhandseglers Vincent und die Geschichte von Mary und Adi und ihrem Katamaran Marady!

Und jetzt seid ihr dran! Wie hat euch das Interview gefallen? Und mit was würdet ihr die Welt bereisen wenn ihr eure Sachen packen und losziehen würdet? Per Schiff, Camper, als Backpacker etc.?

Danke für euren Besuch und bis bald,
eure
valeria

Showing 5 comments
  • Sarah Althaus
    Antworten

    Wow, ein spannender Bericht aus dem Segelalltag. Das ist schon eine ganz spezielle Art zu Reisen & ich kann mir vorstellen, auch eine sehr schöne. Mir könnte das auch gefallen. Ich habe auf meinem Blog übrigens auch ein Interview mit einem Paar, das jetzt 13 Jahre mit ihrem teils selbstgebauten Segelboot unterwegs war. Für mich war es sehr spannend sie zu interviewen, weil sie früher in der Schule meine Handarbeitslehrerin war.

    • Valeria
      Antworten

      Hoi Sarah, vielen Dank! Schon mutig und eindrücklich und 13 Jahre sind ja der Wahnsinn. Werd mir das Interview gleich mal anschauen bei dir! 🙂 Wir haben auch jemanden getroffen der 12 Jahre auf dem Schiff lebt, die Geschichten der Segler sind einfach immer die spannendsten.
      Rapunzel auf Reisen mit dem Segelschiff, das wär doch was 🙂
      Liebi Grüässli
      valeria

      • Sarah Althaus
        Antworten

        Ha, ja genau. Solche Sachen solltest du nicht zu laut sagen. Ich nehm› das manchmal ernster als ich sollte. 😉 Plötzlich sitze ich dann in einem Segelboot am anderen Ende der Welt…

  • Jacqueline
    Antworten

    Wow!

    So ein schöner Bericht und auch die Bilder sind wunderschön!

    Wünsche Euch eine schöne Woche!

    xoxo Jacqueline
    http://www.hokis1981.blogspot.com

    • Valeria
      Antworten

      Herzlichen dank liebe Jaqueline!
      Liebe Grüässli
      valeria

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